Quo vadis, Khorinis-Setting?
Wohin gehst du, Khorinis-Setting?
Liebe Community, liebes Team!
Im Folgenden möchte ich eine aus meiner Sicht verfasste Analyse der Entwicklungen im Khorinis-Setting kundtun.
Mir ist wohl nicht als einzigem aufgefallen, dass sich da einige sehr überraschende Tendenzen entwickeln, die (zumindest fü mich) an der Glaubwürdigkeit des Gesamtsettings nach Gothic-Lore und angepasster GOUC-Lore nagen.
Dies soll ein konstruktives Feedback mit einer Analyse der Gothic-Lore sowie auch der damit zum Vergleich stehenden, abgewandelten Form der unserem Setting zugrundeliegenden, leicht abgeänderten Lore und Fraktionenauffassung, sein. Es ist kein Misstrauen am Spiel bestimmter wesentlicher Entscheidungsträger-Charaktere, bestimmter Spielergruppen oder ganzer Fraktionen. Es soll auch nicht als Aufforderung verstanden werden, dass am IC-Spiel selbst etwas geändert wird.
Allerdings beziehe ich mich hier auf (meine) Auffassung von der Logik, die dem Setting zugrunde liegt. Gewisse Irritationen, die ich in der Spielerschaft besonders der Stadt als auch teils als reiner Beobachter aus dem OOC verfolgt habe, möchte ich hier einmal kundtun und auch persönlich Stellung beziehen.
PS: Im Grunde ist dies ein Allgemeines Feedback, allerdings sah ich mich allein aufgrund des Umfangs und der verschiedenen angeschnittenen Themen dazu genötigt, einen eigenen Thread dafür zu eröffnen. Man möge es mir bitte verzeihen.
Für jene, die nicht im Khorinissetting spielen, oder sich nicht ausreichend informiert fühlen, um sich eine Meinung zu bilden, ein kurzes Update:
- Die Stadt Khorinis bildet derzeit eine Front gegenüber Kloster und Großbauernhof.
- Dabei wird von Klosterseite aus der ‚strenge Kurs‘ gegenüber dem Großbauernhof geahndet.
- Kritik des Klosters besteht auch gegenüber den angeblich hohen Abgaben seitens Bürgerschaft und Löhner an die Stadtregierung bestehend aus einer monatlichen Grundsteuer von 5 Gold für JEDEN, der sich auf dem Land des Königs befindet, 50 Gold für alle Bürger und entsprechend höhere Sätze für alle Patrizier und Adligen. Generell ächtet das Kloster offiziell die „Habsucht und Machtgier“ bestimmter Angehöriger der Oberschicht der Stadt.
- Des Weiteren ist dem Kloster eine skeptische Haltung vieler Städter ihnen gegenüber aufgefallen, nachdem mehrere Novizen das Bürgerrecht erhalten und bei der letzten Bürgerversammlung mitgestimmt haben. Auch besteht eine hohe Skepsis gegenüber Varim, der als „Fellträger“ (Also Bandit) trotzdem Bürgerrecht erhalten hatte und sogar unter Auflagen seitens der Stadt (z.B. keine höchsten Ämter bekleiden) Patrizier wurde.
- Der Großbauernhof überfällt in letzter Zeit wieder häufiger den Kornhof der Stadt. Dabei wird unmissverständlich durch Tragen der Banditenrüstung klar gemacht, von wem die Aggression ausgeht, durch Geißelnahmen und Lösegeldforderungen gegenüber der Stadt auch ganz offenkundig klargestellt.
Weitere, aktuelle Entwicklungen:
- Die Grundsteuer von 5 Gold für JEDEN wurde abgeschafft, die Bürgersteuer von 50 auf 25 Gold pro Monat halbiert.
- Auf der letzen Bürgerversammlung wurde ein Verbot der politischen Einmischung von Novizen in das Bürgergremium, sogar die Niederlegung des Bürgerrechts für alle Novizen unter Einbehaltung von deren Sonderstatus als angehörige des Klosters, gefordert, aber bei der Entscheidung abgelehnt.
- Das Kloster hat nun den Kontakt mit der Stadt wegen deren antagonistischer Haltung auf ein Minimum reduziert, nämlich auf „notwendigen Handel. Offiziell hat man sich „aus der Stadt zurückgezogen“. Außerdem haben alle Novizen mit Bürgerrecht dieses niedergelegt.
- Varim wurden sowohl Bürgerrecht als auch Patriziat aberkannt.
Das dürften die wichtigsten aktuellen Ereignisse grob zusammengefasst sein.
Bedeutende Elemente sind dabei die parteiische Ausrichtung des Klosters hin zum Großbauernhof, die Überfälle mit Raub und Geißelnahmen sowie Lösegeldforderung durch die „Bande“ des GBH sowie schließlich auch die immer weiter verhärtete Vorgehensweise der Stadt gegen Vertreter des GBH.
In Gothic 2 erleben wir neben der unmissverständlichen Bedeutung des Magischen Erzes auch außerhalb der Kolonie eine angespannte Situation zwischen Stadt auf der einen und Großbauernhof auf der anderen Seite. Es ist kein offener Konflikt, auch wenn es auf Onars Hof die Fraktion um Silvio gibt, die schlicht und einfach offen Krieg gegen die Stadt führen will.
Onars Motivation, warum er sich die Söldner zugelegt hat, können wir nicht 1:1 auf Pierce und unser GOUC-Setting übertragen. Onar mag zwar wie Pierce keine Abgaben mehr an die Stadt zahlen, allerdings hat er dafür besondere Gründe:
- Die Barriere ist gefallen ("späteres Setting", das ist wohl jedem klar) und es herrscht v.a. deswegen eine Banditenplage, die Onars Hof sowie die anderen Höfe in der Umgebung bedroht.(
- Diese Bedrohung wird in Onars Augen von der Miliz nicht ausreichend bekämpft. Im Setting sehen wir auch, dass die Miliz mit der Gesamtsituation völlig überfordert erscheint. Deswegen holt er sich die Söldner und verweigert, weil die Miliz ihm keinen Schutz gewährt, die Abgabenzahlung an die Stadt – und damit an den „König“.
- Khorinis ist eine Statthalterei des Myrtanischen Königreichs, wie wir in Form von Statthalter Larius und der Übernahme dieser Funktion durch Lord Hagen unmissverständlich erfahren.
- Als Held wird uns mehr oder minder Verständnis sowohl für die Gründe Onars zu seinem Vorgehen als auch Verständnis für die Situation der hoffnungslos überforderten Miliz abgenötigt. Schließlich liegt die Wahl bei uns, welcher Seite wir uns anschließen. Unsere Ziele sind sowieso „größer“ als die politischen und sozialen Probleme auf der Insel zu beseitigen. Letzten Endes wird uns eh (auch durch die Vorgeschichte) ‚aufgezwungen‘, einen diesen Konflikt mildernden Weg einzuschlagen und unser höheres, von Xardas iniitiertes Ziel zu erreichen.
Soweit, so gut. Ich denke bis hierhin kann jeder Spieler des Singleplayers folgen. Sehen wir uns derweil die Vorgaben des GOUC-Settings im Vergleich an:
- Die Barriere ist nicht gefallen. Es gibt keine allzu große Bedrohungslage auf der Insel, die eine Zusammenarbeit aller Fraktionen unabdingbar macht. Weder „freie Banditen“, noch Orcs, noch etwas anderes, das sich zu offensichtlich zusammenbraut und die gesamte Ordnung der Insel gefährden könnte. Der Orkkrieg erscheint „weit weg“, als offensichtlichstes Merkmal, dass dieser überhaupt stattfindet erscheint dem Insulaner wohl die Barriere über der Minenkolonie und der Erzkonvoi von dort zum Hafen der Stadt. Sowie natürlich im weiteren Sinne die Charakter-Vorgeschichte und der ‚einende‘ Grund für die Flucht auf die Insel Khorinis.
- Pierce ist Großbauer und selbst Söldnerchef und erfahrener Kämpfer, Adliger und durch Verdienste belehnt durch den König. Er hat das Zahlen von Abgaben an diesen (vertreten auf den Khorinis durch den Statthalter im weitesten Sinne) eingestellt und verlässt sich lieber auf seine Kampfgefährten, die Söldner. Hauptgründe und sozusagen „Motivation“ für diese Illoyalität sind die gestiegenen Forderungen des im Krieg befindlichen Königs sowie eine liberale, freiheitsliebendere Ausrichtung des Großbauern. Die auch mehr oder weniger als Einladung an ebenso freiheitsliebende, „königskritische Gesellen“ – die „Banditen“ – gelten kann.
- Die Hauptaufgabe des Statthalters war bis zur Ankunft Lord Alexanders als Lordkommandant der Paladine die Gewährleistung des Erztransports zum Hafen. Diese Aufgabe wurde für die kurze Zeit der „Statthalterlosigkeit“ vom Lordkommandanten ausgeführt, der seit der Wiederbesetzung des Statthalteramtes eher schützend und überwachend fungiert. Die enormen Kosten des Erzhandels werden auf die Stadt abgewälzt, müssen von dieser aufgebracht werden – und natürlich wälzt die Stadt das auf die Bürger und die Höfe, respektive im Setting ausschließlich den Großbauernhof – ab.