Die aus dem Feuer geborene Hoffnung


  • Die aus dem Feuer geborene Hoffnung

    einige Kurzgeschichten aus dem Leben des bescheidenen Dieners zu Innos - Ifrid


    verfasst von Nitzor


    März 2022 - unbekannt


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    Inhaltsverzeichnis:


    1. Prolog (#2)

    2. Ein Zeichen Innos, das nie vergessen lässt (#3)

    "Glauben bewahren, Wissen erweitern und Armen und Schwachen Hilfe zukommen lassen." - Ifrid

    Einmal editiert, zuletzt von Nitzor ()

  • Prolog


    Dunkelheit legt sich über die eisigen Wipfel der Bäume, welche im kühlen Wind der Abenddämmerung leicht mit ihrem Blattwerk rascheln. Das Rauschen des Windes hallt von den Bergwänden wieder, wodurch es, wenn man einzig seinen Ohren folgen würde, einem tobenden Sturm gleicht. Die Bewohner der höhergelegenen Siedlung beenden ihr Tagewerk und ziehen sich langsam, fröhlich und erschöpft in ihre Hütten zurück, entfachen ein warmes Feuer und beginnen das Essen zuzubereiten, Kleidung anzufertigen oder ihren Kindern Geschichten zu erzählen. Überall schlägt das Licht der Fackeln Schatten und das Raunen der Leute dringt nach draußen aus Fenstern und Türen.


    Doch da, zwischen dem idyllischen Treiben, huscht eine Gestalt durch die Nacht. Sie hangelt sich an den Wänden der Häuser, im Schutze der Dunkelheit, den Hang hinauf. Immer wieder scheint sie sich umzublicken, sich zu vergewissern, dass niemand folgt oder die Deckung aufzeigt. Als die Gestalt vor dem größten Gebäude des Dorfes ankommt, hält sie inne und schleicht ans Fenster, um zögerlich ins Innere zu blicken. Innerhalb der Hütte kann man ein gut bestücktes, weitläufiges Zimmer erkennen, was eine riesige Decke beinhaltet und hell erleuchtet ist. An den Wänden hängen allerlei Trophäen von Tieren und Monstern, wie ein großer Trollkopf, der die Zähne bleckt und ringsherum bilden Wölfe in verschiedenen Fellfarben einen bedrohlichen Anblick. Von der Decke hängt ein großer, hölzerner Kronleuchter, der mit unzähligen Kerzen besetzt ist, die mit ihren kleinen Flammen eine gemütliche Stimmung vermitteln. Zudem brennt im Kamin ein prasselndes Feuer. Eine lange Tafel füllt einen Großteil des Raumes, auf welcher einige Speisen aufgetischt sind, wenngleich nur an einem Ende für drei Personen gedeckt ist. Zwischen Wildbraten, Beerenmus und Weinkelchen zeigen sich zwei Männer, die miteinander ins Gespräch vertieft sind. Die Beiden unterscheiden sich in allen Bereichen des äußeren Aussehens. Ein hochgewachsener, mit Muskelbergen besetzter, langbärtiger Mann steht einem schmächtigen, klein geratenen, mit einer Glatze gezierten, jungen Mann gegenüber. Der junge Herr trägt eine lange, rote Robe, hat eine Menge Schriften an seinem Gurt, sowie einen Stab auf dem Rücken, während der breitschultrige Mann seine Arme in seine, mit fellverzierte Plattenrüstung stemmt. Die Gestik und Mimik der Beiden spricht dafür, dass sie über etwas diskutieren.

    Stillschweigend versucht die Person von außerhalb etwas näher heran zu kommen und klettert auf das Fensterbrett, ehe ein Knacken die Stille der Nacht aufreißt. Abrupt drehen sich die beiden Männer zum Fenster, wo die Gestalt, die zuvor noch im Schatten agierte, nun hell erleuchtet auf dem Boden innerhalb der Hütte liegt. Der bärtige Mann beginnt die Stimme zu heben:

    > "Ifrid...!"

    Zorn und Bedauern spiegelt sich in seiner Stimme wider. Der noch recht junge Mann klopft seine Kleidung ab und sieht beschämt zu Boden. Ihm scheint die Pein ins Gesicht geschrieben zu sein, doch nach wenigen Momenten sieht er gen Novizen in roter Kutte und erhebt das Wort:

    > "Nikolas, hast du mir was Neues zu lesen mitgebracht?"

    Der Novize setzt ein Lächeln auf, worauf der Clanführer langsam und tief seufzt. Er geht einige Schritte auf den jungen Herren zu und betrachtet ihn näher, ehe der Älteste erneut wenige Worte recht kräftig ausspricht:

    > "Ifrid... du sollst doch nicht lauschen! Warte, bis wir fertig sind! Deine Eltern machen sich sicher schon Sorgen... meine Güte. Und das alles nur wegen eines blöden Buches...!"

    Der Junge scheint seinen Blick zu wechseln und ein sachtes Nicken anzudeuten. Außerdem setzt er einen schmollenden Blick auf, welcher sich aber schnell in Freude verwandelt. Die Aufmerksamkeit wechselt und wird wieder zum Novizen gebracht, der jetzt mit sanfter, freundlicher Stimme gen Ifrid spricht:

    > "Sicher, ich habe eines mitgebracht. Hier. Es ist ein kleines Geschichtenbuch, Fabeln der Eingeborenen."

    Der Novize löst eine Kette vom Gurt und reicht dem blonden Jungen das Buch entgegen. Ifrid streckt weit die Hände aus und nimmt das in ledergebundene Buch wie einen Schatz an. Er streicht über den Einband und mustert die mit feinster Goldfarbe geschriebenen Buchstaben. Er blättert etwas herum und scheint gen Tür zu laufen, die Beiden Männer augenscheinlich nicht mehr beachtend.

    > "Ifrid... du solltest wirklich darüber nachdenken, dem Pfad des Wissens zu folgen. Innos sieht ihn vor, ich glaube daran. Was sagst du dazu, Vorsteher?"

    > "Unser Ifrid interessierte sich schon immer für neues Wissen, wollte neue Dinge lernen, gab nie auf, war unermüdlich. Denkbar wäre es. So Innos es will, begleitet er ihn auf seinem Pfad und findet den rechten Platz für ihn."


    Die Nacht rinnt dahin, die Lichter in den Hütten erloschen. Das Knarzen unter den Stiefeln des Novizens ist lauter, als der pfeifende Wind in den Gipfeln der Berge Nordmars, während er das Dorf verlässt. Ifrid schlummert friedlich in seinem Bett, fest umschlungen in seinen Armen haltend sein neuer Schatz, ein Buch aus der Klosterbibliothek. Der Vorsteher des Dorfes scheint noch lange zu grübeln und schläft in seinem Stuhl am warmen, prasselnden Feuer ein, ehe der Tag anbricht. Die Nachrichten des Novizens haben ihn wohl verunsichert.....

    "Glauben bewahren, Wissen erweitern und Armen und Schwachen Hilfe zukommen lassen." - Ifrid

  • Ein Zeichen Innos, das nie vergessen lässt


    Ein sonniger Morgen in der breit ausgebauten, voll bewohnten Stadt Khorinis ist angebrochen. Überall ertönen Geräusche von arbeitstüchtigen Menschen. Das Klirren des Schmiedehammers auf dem Amboss schreckt einige Vögel auf, während reges Treiben innerhalb der Läden herrscht. Die Bognerei-Angestellten kommen kaum hinterher, die Anfragen der Bittsteller zu bearbeiten, während die Kneipen und Tavernen Menschenmengen beherbergen und bewirten und der Rest sich auf den Straßen und Gassen tummelt. Ifrid scheint sich ebenfalls unter diesen Leuten zu befinden. Er besieht das Anschlagbrett und liest sich die neuesten Aushänge durch, ehe er, vorbei an einer Masse von Menschen, in die Unterführung stapft. Seine Nase führt ihn in die Taverne, wo der Geruch von frischem Brot und Pilzsuppe, nach draußen auf die Straße dringt. Er betritt diese und bestellt beim Wirt eine Suppe, ehe er samt der Schüssel wieder ans Tageslicht tritt. Sein bedachter Gang führt ihn zum Tempel, nachdem er die Suppe vollständig in sich aufgenommen hat. Dort angekommen, kniet er sich nieder und faltet die Hände in seinem Schoße. Er hebt das Haupt an und richtet seinen Blick auf die Statue, die vor ihm in einem hellen, goldenem Ton erstrahlt, glitzernd von den Sonnenstrahlen in ein warmes Licht gehüllt. Er spricht langsam und in leisem Ton ein Gebet, welches er seinen Mannen widmet, die in Nordmar gegen den Feind ankämpfen. Im Wunsch, sie sollen Kraft für Körper und Geist schöpfen, bittet er Innos, über sie zu wachen. Nachdem er fertig ist, verweilt er noch eine Weile schweigend in seiner Position, ehe er sich erhebt. Vor ihm baut sich ein Schimmern auf, was durch die Spiegelung der Sonne untermalt wird. Prächtige Schultern mit einem sonst gut gebauten Körper nehmen einen Großteil seines Sichtfeldes ein, die Ausstrahlung im Licht der Sonne nur verstärkend untermalt. Er selbst blickt in ein starres Gesicht, woran sich ein Bart an ausgeprägten Wangenknochen erstreckt und oberhalb dieser, sich leuchtende Augen auftun, die in die seinen blicken. Ein wahrer Anhänger des Glaubens winkt ihn mit und Ifrid findet sich in einer Bibliothek wieder. Das schwummrige Licht, was einige Kerzen auf einem Kronleuchter erzeugen, reicht nicht aus, um den ganzen Raum auszuleuchten. Der ehrfürchtige Mann spricht mit ruhiger, aber kraftvoller Stimme und gibt ihm die Aufgabe, ein Buch zu suchen, ein Bestimmtes. Ifrid blickt um sich und erkennt die vielen Regale, in denen sich etliche Bücher tummeln, alle unsortiert und ohne Zusammenhang. Er macht es sich zur Aufgabe, das Buch zu suchen und geht mit Freuden die Einbände und ersten Seiten der Bücher durch, die staubig in den Reihen stehen. Der Raum selbst wirkt einladend, wenngleich ein wenig chaotisch. Alles strahlt eine alte, aber ruhige und geheimnisvolle Aura aus, die Bücher fast flehend danach, gelesen zu werden. Ifrid kämpft sich durch etliche Bücher, mit den verschiedensten Themen. Von Pflanzenkunde, zu Geschichtsbücher, über einfache Erzählungen zu Forschungsbüchern, alles ist dabei. Er bahnt sich seine Wege und fühlt jedes Mal einen anderen Einband, aus anderem Material, hunderte Handschriften kriegt er zu Gesicht und jede Titelseite ist anders gestaltet. Nach einigen Stunden der Suche findet er das gesuchte Buch und überreicht es feierlich dem Glaubensvertreter. Der Mann selbst, der im Licht der Kerzen nur noch stärker in Präsenz rückt, ist sichtlich erfreut darüber, dass das Buch in seinen Händen liegt und überreicht Ifrid seine Belohnung. Was Ifrid schlussendlich in der Hand hält, ist echte Handwerkskunst. An einem einfachen Lederriemen erstreckt sich aus Holz geformt ein Anhänger, mit der heiligen Flamme Innos darauf. Das Relief ist feinst ausgearbeitet und wirkt stimmig. Die erfürchtige Erscheinung, die ihm das Geschenk übermittelt hat, nickt Ifrid zu und untermalt diesem, dass es mehr Gläubige wie ihn geben sollte und diese Kette ein Wegbegleiter werden könnte, für den Pfad, den Innos für den jungen Mann bereit hält. Ifrid bedankt sich erhaben und traut seinen Augen nicht. Ein Zeichen Innos, ein Gegenstand, der seinen Ansporn weiter ausbildet, seine Erinnerung an das, was in ihm brennt, schürt und nie vergessen lässt. Seinen Glauben, das Feuer Innos in ihm. Von da an lässt Ifrid seinen Begleiter nicht aus den Augen und trägt ihn stets bei sich, macht ihn zum Hoffnungsträger für sich selbst, zweifelt nicht mehr im Geringsten daran, dass Innos seinen Weg führen wird.

    "Glauben bewahren, Wissen erweitern und Armen und Schwachen Hilfe zukommen lassen." - Ifrid

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