Beiträge von Hazy

    Hallo zusammen.
    Warum ist Gothic Online solange an mir vorbeigegangen? Ich bin Spieler der ersten Stunde. Will sagen, ich habe Gothic zuletzt gespielt, als es neu war. Dafür aber auch jede Möglichkeit, die das Spiel bot, ausgekostet und etliche Spielstände angelegt. Ich bin also schon älter.
    Mein Charakter ist ein alter, kauziger Typ, der unter massivem Gedächtnisproblemen leidet. So kann er sich zum Beispiel nur sehr schwer Namen und Gesichter merken und vergisst hin und wieder sogar seinen eigenen Namen.

    Bevor er in der nachfolgend geschilderten Situation landete, unterrichtete er Pflanzenkunde an einer kleinen Akademie und versuchte sich immer wieder in einfachen magischen Ritualen. Letztere ging nur selten zu seiner Zufriedenheit aus und bei einigen gab es sogar Todesopfer.
    Beginnen wir die Geschichte am Besten mit dem Erwachen des Charakters:

    Mir ist schlecht, mein Schädel hämmert, als wäre dort ein übereifriger Schmied zuhause, der unentwegt auf seinen Ambos einschlägt.

    Wo bin ich? WER bin ich?

    Alles ist verschwommen. Die Bilder meiner Augen wollen sich nicht so überlagern, wie sie das sollten, sondern tanzen immer dicht aneinander vorbei. Ebenso geht es meinen Erinnerungen. Sie sind da ... irgendwo ... aber sie sind nicht greifbar.

    Vorsichtig drehe ich den Kopf und langsam erkenne ich meine Umgebung deutlicher. Ich liege in einer Hängematte und die groben Seile, aus der sie geknüpft ist, sind von einer dicken Patina aus Schweiß, Blut und Substanzen, die ich mir besser nicht vorstellen möchte, überzogen.

    Vorsichtig richte ich mich auf und stehe auf massiven Holzplanken, die sich allerdings zu bewegen scheinen. Der ganze verdammte Boden schwankt.

    Oder bin ich es? Nein, verdammt, hier sind noch mehr Hängematten, der ganze verdammte Raum ist voll damit. Es sind bestimmt an die zwei duzend.

    Ich werde doch nicht auf einem verdammten Schiff sein. Ich hasse Wasser und ich hasse es, mich darüber zu bewegen.

    Was habe ich letzte Nacht nur angestellt?

    Die Erinnerungen verbergen sich hinter einem Schleier aus ... Ja, aus was eigentlich? Immerhin sind meine Augen wieder klar und ich kann den ganzen Raum überschauen. Scheinbar bin ich alleine. Keine der anderen Hängematten ist belegt. Aber da hinten ist ein schmaler Spalt zwischen den Planken, den man mit etwas gutem Willen als Fenster bezeichnen könnte.

    Es besteht kein Zweifel mehr, ich befinde mich auf hoher See.

    Mit der Erkenntnis, in einer meiner meist gefürchteten Lage zu stecken, kehrt auch ein Teil der Erinnerung wieder.

    Mein Name ist Herb Geodon und ich erforsche ... irgendwas ... irgendwas mit Magie oder Sumpfgras oder beidem. Gestern habe ich ein Experiment gemacht. Ich war nicht alleine. Wir waren zu dritt und die anderen beiden waren ... Verdammt, ich kann mir einfach keine Namen mehr merken. Sie waren keine Schüler.

    Schüler! Ich bin ein Lehrer und unterrichte ... Ja, was unterrichte ich eigentlich?

    Ich brauche weitere Hinweise und taste hoffnungsvoll meine Taschen ab. Ich finde keine Börse, nur einen kümmerlichen Stängel Sumpfgras und eine kleine Phiole, in der sich noch eine Neige einer schlammigen Flüssigkeit befindet. Ich öffne den Verschluss und rieche daran. Widerlich. Es stinkt, als hätten sich alle Aasfresser dieser Welt darin übergeben. Warum auch immer, ich so etwas mit mir herumtrage, kann ich nicht erklären und am liebsten würde ich es durch das Loch in der Wand ins Meer werfen. Aber weder weiß ich, ob der Inhalt noch einmal von Bedeutung für mich sein wird, noch was es im Meer anrichten könnte. Ist es doch möglicherweise etwas Magisches.

    Bestimmt hat auch mein Beruf etwas mit Magie zu tun, oder mit Sumpfgras.

    Lautes Poltern reißt mich aus meinen Gedanken. Am anderen Ende des Raumes wird eine Tür aufgerissen und ein Matrose kommt herein. Er trägt einen hölzernen Eimer und hebt diesen zum Gruß, als er mich erblickt. Sein Grinsen ist schwer zu deuten. Es strahlt sowohl Freundlichkeit aus und wirkt doch irgendwie verschlagen.

    "Ay. Unser Ehrenpassagier ist aufgewacht", sagt er um kommt näher. "Wir hatten schon Sorgen, er würde gar nicht mehr erwachen, ay."

    "Ehrenpassagier?", stutze ich.

    "Ay, natürlich. Noch nie hat einer so viel für die Überfahrt gezahlt und der Kapitän hat die Order gegeben, dass jede volle Stunde nach ihm geschaut wird. Jetzt bin ich hier und er ist wach. Hat er Wünsche?"

    "Wo sind wir und warum bin ich hier?", bekomme ich noch heraus, dann wird mir schwindelig und ich muss mich an einem Balken festhalten.

    "Ja, hat er denn alles vergessen?" Der Matrose blickt mich ungläubig an. "Er kam mit zwei anderen und warf dem Kapitän einen ganzen Beutel voller Münzen auf den Tisch, damit dieser ihn wohlbehütet nach Khorinis bringe. Die Anderen sind lachend gegangen und er hat sich hier hingelegt und ist sogleich eingeschlafen." Dann reicht er mir den Eimer, in dem sich ein Leib Brot und ein großes Stück gut riechendes Fleisch befinden. "Jetzt muss er wieder zu Kräften kommen und essen. Immerhin hat er vier Tage geschlafen."

    Ich setze mich und versuche die Information, die so gänzlich unerwartet kam, zu verarbeiten. Besser geht das mit vollem Magen, denke ich mir und greife mir das Fleisch. Mein Magen dankt es mir und die Übelkeit verschwindet. Vier sind wir schon unterwegs. Ich weiß nur aus Erzählungen, dass seine Überfahrt nach Khorinis viele Wochen dauern kann. Mir bleibt also noch reichlich Zeit mich zu erinnern, auch wenn ich jetzt schon vermute, dass es auf Sumpfkraut und Magie hinauslaufen wird.....


    Soviel zum bisherigen Background. Noch ist Herb noch an Bord des Schiffes und es wird wohl auch noch einige Zeit dauern, bis sie Land erreichen.